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Yol - der Weg der Kunst  :=  Instanz einer Kunstprozession



1.  Abstract
2.  Philosophieren zu Yol - der Weg der Kunst / Denken über Kunst
3.  Arbeitstitel:  Kunstprozession



 


Abstract

Premiere: So 2. Mai 2004
Wiederh.: Mi 19. Mai 2004

  Karlsruhe, Schloßgarten;  Dauer etwa 140 Minuten

Vertreter verschiedener Künste gestalten den Ablauf einer 'Kunstprozession' als Folge von teilweise gestalteten Wegstrecken und Stationen mit Ereignissen in zeitlicher Ausdehnung.
  In einer abschließenden Station werden zur Aufführung einer Kantate die Künste vereinigt. Die Kantate für Chor, Chor 2, Synthesizer und "real time processing" wird zur Premiere am 2. Mai uraufgeführt.

Klangkunst:
Literatur:
'Kunst im öffentlichen Raum':


Visuelle Kunst:
Musik:

Musica di Angelo  -  
Das Wort als Laut und leise  -  
pavillon - pavyon  -  


Mutabor  -  
Nachtlied  -  

Ludger Brümmer - ZKM
Regine Kress-Fricke
Studenten von Steven Craig;  Fakultät für Architektur;
Christian Wolff, Cornelius Boy, Tina Schnörringer,
Marcus Kopper, Franziska Hauser, Christoph Schneider
Wolfgang Weber
Gerhard Wolfstieg

Ausführende der Kantate:
Kammerchor der Universität Karlsruhe
Synthesizer und "real time processing":  Jürgen Reuter
Leitung:  Nikolaus Indlekofer
Steuerungssoftware und DX-PlugIns:  Gerhard Wolfstieg

Leitung und Durchführung:  Ruth Wolfstieg
Gesamtleitung:  Gerhard Wolfstieg



 

Philosophieren zu Yol - der Weg der Kunst
Denken über Kunst

"Unerläßlich sind uns Menschen die täg-
lichen  Augenblicke  tiefer Besinnung."

Karl Jaspers


Den möglichen Inhalt der existentiellen Besinnung sieht Jaspers erstens innerhalb der Selbstreflektion und zweitens in der Form der transzendierenden Besinnung. Im Transzendierenden liest er Zeichen des Seins durch die Wahrnehmung von Kunst und deren Vergegenwärtigung im Philosophieren.
  In einem Dritten sieht Jaspers Besinnung auf das Handeln gerichtet.

Das Zwiegespräch, das durch objekthafte Aufnahme von Kunst ausgelöst wird, erweist die Substanz konkreter Kunsterscheinung abseits von Programm oder Konzept, Atmossphäre oder greifbarem Ausdruck.
  Unter ihren vielfältigen Erscheinungsformen äußert sich solche Kunst jenseits des Ausdrucks und einer direkten sprachlichen Beschreibbartkeit. Sie ist einer bestimmten Mach-Art. Voraussetzung ihres Vermögens scheint die ausschließliche Konzentration auf die Belange der Kunst und eine Radikalität im zurecht vielfach reklamierten Wortsinn des Am Ursprung Sein während der Gestaltung von Kunst. Hierin eingeschlossen ist der Wille zur inneren Gestaltung, die zu mehr führen soll als zum Anstoß in beliebige Richtung.
  Dieser Kunst zugänglich sind die anderen Ebenen wie des Ausdrucks oder des Programms. Diese Kunst, die sich in den Kontext der Existenz, des Mensch Seins stellt, ist in sich selbst verständlich und selbstverständlich - ist hier, unverhüllt und angreifbar, ist.

Kunst, die auf diese Weise einen Standpunkt einnimmt, die gleichzeitig selbstverständlich kompromißlos radikal und bei der Existenz des Menschen ist, wird in einer Art begangen, die den ganzen Menschen umfaßt:  äußerlich in physischem Einsatz und zeitlich, räumlich großer Form, objekthaft in einer Fülle der Kunstformen, existentiell in der Möglichkeit zur Kommunikation mit Kunst und Mitmensch und a priori.
  Die Form ist die einer Prozession, einer Kunstprozession, die des 'Procedere' in umfassendem Sinn, des Hinführens zur Existenz, zum Eigentlichen.
  Die Instanz heißt gedoppelt:  "Yol - der Weg der Kunst", wobei 'Yol' das türkische Wort für 'Weg' ist - in Bezug auf die thematische Einbettung der Instanz.


Gerhard Wolfstieg       im Februar 2004



 

Das Fundament für Yol - der Weg der Kunst :


Arbeitstitel:  Kunstprozession


1.  In Karlsruhe gibt es Orte und Gebäude, deren Unbekanntheit, Verborgenheit, Schönheit, Erscheinung an sich seit Jahren meine Fantasie reizen; Orte, die eine Verbindung mit Kunst provozieren, ohne aufwendige Herrichtung zu verlangen.

2.  Procedere / Prozession:  der Begriff vom Fortschreiten - Bewegung dort, wo Kunst lebt, unterschieden vom Begriff des Fortschritts - erhellt eine wesentliche Quelle der Kunst, soweit ihr etwas über Struktur, Form, Idee Hinausgehendes zugestanden wird. 'Schreitende Bewegung', 'Innehalten', 'Verbinden', 'gemeinsames Erleben', 'Inanspruchnahme', 'Begegnung mit Kunst und dem anderen Menschen zu einer Zeit' sind Schlüsselworte.

(2 + 1).  < Bewegung ||: - ortsgebundenes Ereignis - Bewegung :|| >  Eine "Prozession" von einem Kunstereignis zum nächsten, von Klangkunst/ Musik zu Lesung zu visuellen Projektionen zur 'Pause' zum Ort abschließend, an dem sich die Künste treffen. Eine Auswahl verborgener und unerkannter Stellen im erweiterten Schloßpark nehmen Kunstereignisse auf und werden verbunden durch Wege, die teilweise ihrerseits individuell erlebbare, begehbare Kunstverläufe tragen. Nach der Wahl ergibt sich, daß alle Orte in unmittelbarer Nahe der Schloßparkbahnstrecke liegen.
  Kirchliche Prozessionen sind dabei nicht Vorbild oder Inspiration, sondern künstlerische und kirchliche Prozessionen bauen auf denselben Grund, ohne daß dieses Projekt als Ritual mißverstanden werden möchte. Kirchliche Prozessionen erhellen, wenn sie angenommen werden, die so wirksamen Kräfte und den umfassenden Anspruch. Sie zeigen, wie der ganze Mensch in seinen bestimmenden Eigenschaften (ein-)gebunden wird.


y)  Zu/von den Künsten wird als Gast die Philosophie eingeladen, an zwei Orten teilzunehmen mit Fragen und Quintessenzen, die auf geeignete Objekte geschrieben werden. Drei Philosophen werden um eine Auswahl Sätze gebeten.

z)  Verschiedene Realisationen in variierendem Umfang sind in der Vorstellung im Detail präsent. Davon wird eine durch das 'Szenario Version A' beschrieben. Auch wenn es im Szenario nicht aufgeführt ist, sind die Vorgaben an die beteiligten Künstler und der Modus des Zusammenwirkens in der Vorstellung.



    Szenario Version A

In einem nicht sehr schnellen Tempo beträgt die reine Geh-Zeit etwa eine Dreiviertelstunde, die Gesamtlänge ist auf 2h 20' projektiert. Der Gang führt nach der ersten Kunststation in die Abenddämmerung hinein. (Die Namen zweier Orte sind nicht bekannt, aus verschiedenen Stadtplänen nicht ersichtlich. Sie werden umschrieben mit 'ovaler Platz' und 'Pavillon'.)


1.  Start/ Versammlung am Bahnhof der Schloßgartenbahn - drei mal drei Tafeln mit philosophischen Fragestellungen


a)  Gang nach Osten, vorbei am Schloßturm, weiter zur Fontäne, weiter zum 'ovalen Platz'; zwischen 'ovalen Platz' und Fontäne werden sieben bis zehn tönende Objekte in den Rasen gestellt, in Größe und Form leicht Fackeln ähnelnd - gehend entsteht eine Melodie im Tempo der Bewegung, die Teilnehmer kommen nach der folgenden Station in umgekehrter Richtung noch einmal an den Tonobjekten vorbei und hören so 'Original' und 'Krebs'.


2.  'ovaler Platz' - Klangkunst/Musik


b)  Gang zurück, bis die Bahn nach rechts abzweigt, ihr folgen bis zum Ort an der Fasanengartenmauer mit dem zentralen Pavillon.


3.  Pavillon - Literatur


c)  an der Fasanengartenmauer entlang, die die Schriftstellerin / der Schriftsteller mit Worten 'füllt'; weiter zum nördlichen Ausgang des eigentlichen Schloßgartens.


4.  am nördlichen Ausgang gibt es einen zweiten rudimentären Wegestern: Ort der visuellen Kunst, strahlenförmige Öffnungen im Restlicht des Tages -


d)  vom nördlichen Ausgang bis zum Schlußpunkt: Licht-Kunstobjekte; hinein in den Schloßgarten, einen verschlungenen Weg entlang zum Tempel


5.  Tempel: Bewirtung, Rast/Pause, Denken - vielleicht von den Bäumen hängend: Schriftfahnen mit Thesen, Quintessenzen, Imperativen


e)  Gang zu einer kleinen Wiese direkt westlich des Schlosses


6.  Auf dieser Wiese, die den weitesten Blick auf die freie Fläche des Schloßparks hin zum See ermöglicht, entfaltet sich ein 'Gesamtkunstwerk' aller beteiligten Künstler. Literatur und Musik werden verbunden durch die Sprache einer Schauspielerin und den Gesang eines kleinen Chores. Einige Sängerinnen und Sänger werden am Ende mit sehr leise eingestellten Megaphonen sternförmig in die Weite laufen und aus der Tiefe des schon nächtlichen Parks singen.



Gerhard Wolfstieg  -  Karlsruhe, im Juni 2002

Wiedergabe der ersten Fassung, die im wesentlichen schon die endgültige Form vorzeichnet




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